Exkursion in das EL DE Haus am 7. Februar 2024

 

An einem verregneten Mittwochmorgen erreichten zwei Grundkurse der aktuellen Q2, der Deutschkurs von Herrn Limbeck und der bilinguale Geschichtskurs von Herrn Dr. Hüning, pünktlich den Kölner Hauptbahnhof. Einen Tag vor dem offiziellen Beginn des Karnevals bot die Stadt bereits prägnante Einblicke in diese schillernde Tradition. Davon weitgehend unberührt gelangten wir zu einem eindrucksvollen Gebäude, das gerade noch in Sichtweite des Kölner Doms gelegen ist. Das sogenannte EL DE Haus (gesprochen: L-D-Haus), das seinen Namen den Initialen seines Erbauers Leopold Dahmen entliehen hat, ist eindeutig als repräsentatives Gebäude erbaut worden.

  
Mehr als 10 Menschen mussten in solch einer Zelle  
ausharren und konnten nur in Schichten schlafen.  

Dieses Haus wurde noch im Rohbau im Sommer 1935 von der nationalsozialistischen Geheimen Staatspolizei (Gestapo) in Beschlag genommen und ab dem Winter 1935 genutzt. Nur vier Tage bevor amerikanische Soldaten in Köln am 6. März 1945 einmarschierten, floh die Gestapo. Mitten im Herzen der Stadt befand sich dieses Gebäude auch in direkter Nachbarschaft des Polizeipräsidiums, des Gerichtsgebäudes und des Zentralgefängnisses. Dies erlaubte in den folgenden Jahren eine enge Zusammenarbeit der verschiedenen Institutionen, um die verschiedenen und sich verändernden Gruppen ins Visier des NS-Regimes zu nehmen. Die Gestapo richtete Büros in den oberen Etagen ein und in einem Kellergeschoss wurde ein Hausgefängnis mit zehn Zellen geschaffen. In dem knappen Jahrzehnt ihrer Arbeit war die Gestapo dafür verantwortlich, dass das EL DE Haus zu einem Symbol der NS-Terrorherrschaft in Köln wurde.

Als politische Polizei des NS-Regimes verfolgte die Gestapo verschiedene Bevölkerungsgruppen (z.B. Kommunisten, Sozialisten und Juden), die als angebliche rassische oder politische Feinde der NS-Volksgemeinschaft galten. In den Worten des United States Holocaust Memorial Museums war die Gestapo „stets ein brutales Werkzeug zur Durchsetzung der radikalsten Aspekte der NS-Politik“. Diese Dimension wurde bei unserem Besuch unmittelbar deutlich und erfahrbar. Zu Beginn der 90-minütigen Führung durch die weitläufigen Räumlichkeiten der ehemaligen Gestapozentrale wurden den Schülerinnen und Schülern zunächst die Gefängniszellen im Kellergeschoss gezeigt.

Hier sind circa 1800 Aufzeichnungen, Inschriften und Zeichnungen der Gefangenen erhalten geblieben, die von vielen erschütternden Schicksalen der Frauen, Männern und Kindern, die hier in den letzten Kriegsjahren gefangen gehalten und gefoltert wurden, zeugen. Es war aufschlussreich zu erkennen, dass hier neben deutschen vor allem ukrainische, russische und französische Botschaften zu lesen waren. Das liegt daran, dass hier in den letzten Kriegsjahren vor allem Zwangsarbeiter aus den unterschiedlichsten besetzten Ländern untergebracht waren, die im Kölner Raum in der Industrie eingesetzt wurden.

Besonders eindrücklich für uns war das Schicksal der 25-jährigen Französin Marinette, die ab 1944 als Hausmädchen in einer deutschen Familie arbeitete. Da diese Familie Gegner des NS-Regimes war, bedeutete ihre Verhaftung im Dezember 1944, dass Marinette im Gestapogefängnis inhaftiert wurde. Marinette war im achten Monat schwanger. Kurz nach der Geburt ihrer Tochter Christiane im Januar 1945 wurde Marinette zurück in das Gestapogefängnis gebracht. Ihre Tochter wurde bei Nonnen untergebracht. Marinette dokumentierte ihre Erlebnisse und Gedanken in vielen sehr ausführlichen Inschriften. Erst als 17-Jährige hatte Christiane von ihrer Mutter erfahren, dass sie in Köln geboren wurde. Bis 1987 hatte sie jedoch nichts von der Gestapohaft ihrer Mutter gewusst. Marinette hatte überlebt, doch die Erinnerungen an die Gestapohaft waren so qualvoll, dass sie darüber nicht zu sprechen vermochte.

Im Vergleich zu der beklemmenden Enge der Gefängnistrakte erschien die Ausstellung in den oberen Etagen des EL DE Hauses sehr ausgedehnt. Zahlreiche authentische Ausstellungsobjekte aus der NS-Zeit erlauben es hier die Herrschaft dieses Regimes im Kölner Raum nachzuvollziehen. Nach der Führung hatten die Schülerinnen und Schüler leider nur noch wenig Zeit, sich selbstständig in der Ausstellung umzusehen.

Im Anschluss trafen wir uns zu einer Aussprache über das gerade Erlebte im Erdgeschoss wieder. Die Schülerinnen und Schüler zeigten sich sichtlich beeindruckt so wie zum Beispiel Amne Al Salmi:

“Our visit to the EL DE house was incredibly interesting and impactful as it solidified and underlined the topics of the Second World War that we've been learning about in school. Seeing the living conditions and hearing the stories of the victims of the Gestapo in the same place where these events occurred made the entire topic feel more real and immediate compared to just reading about it in school. Personally, the stories of the inmates were the most striking to hear about since they were lesser-known narratives that I hadn't encountered before. It's crucial to acknowledge these stories and remember and honour these names so that they won't be forgotten, thereby helping to prevent injustices like those perpetrated by the Gestapo from occurring again in a similar manner. All in all, this was a very meaningful and memorable trip that changed my perspective on the measures taken during WW2."

 

Text und Fotos: Dr Lars-Christopher Hüning

Quellenangaben:

- Internetseite des NS-Dokumentationszentrums EL-DE-Haus der Stadt Köln:

  https://museenkoeln.de/ns-dokumentationszentrum/default.aspx?s=333, aufgerufen am 20.02.2024.

- United States Holocaust Memorial Museum. “Die Gestapo: Übersicht”, Holocaust Enzyklopädie.

  https://encyclopedia.ushmm.org/content/en/article/gestapo, aufgerufen am 20.02.2024.

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